Mehr Diversität wagen – Global Diversity Tracker 2020 von Egon Zehnder
Die Studie zeigt: Der Anteil weiblicher Vorstände in Deutschland wächst langsamer als noch vor einigen Jahren – obwohl es keinen Mangel an hoch qualifizierten Kandidatinnen gibt.
Der Frauenanteil in deutschen Vorstandsetagen wächst zu langsam. Das ist ein Ergebnis des Global Diversity Trackers 2020 der Personalberatung Egon Zehnder. In den 55 untersuchten Unternehmen, darunter alle DAX-Konzerne und Firmen mit einem Umsatz von bis zu sechs Milliarden Euro, haben Frauen lediglich 35 von insgesamt 289 Vorstandsposten inne. Damit ist der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder zwischen 2018 und 2020 um lediglich 1,6 Prozent auf 12,1 Prozent gestiegen. Die globale Studie, die seit 14 Jahren durchgeführt wird, behandelt neben Gender Diversity die Internationalität von Top-Executives und widmet sich in diesem Jahr insbesondere der Frage der sexuellen Orientierung (LGBT+).
„Wir begrüßen den Vorschlag der Bundesregierung zur Einführung einer Quote für weibliche Vorstandsmitglieder“, sagt Hanns Goeldel, Managing Partner von Egon Zehnder in Deutschland, bei der Vorstellung der Zahlen. Freiwilliges Engagement habe zu wenig bewirkt. Die Unternehmen müssten deutlich mehr tun, die Quote allein greife zu kurz, so Goeldel. „Unsere aktuellen Gespräche und Projekte zeigen, dass es um einen ganzheitlichen Ansatz geht und damit um Verhalten, Grundüberzeugungen und eine inklusive Kultur. Das gilt zuerst für den Vorstand, letztlich aber für das gesamte Unternehmen,“ Goeldel ist überzeugt, dass es nicht an hoch qualifizierten Kandidatinnen mangelt.
Ernüchternde Zahlen, vor allem für den Vorstand
Zwar setzt sich dem Diversity Tracker zufolge die erweiterte Führung (Vorstand und Aufsichtsrat) mittlerweile zu mehr als einem Viertel aus Frauen zusammen (27,3 Prozent), doch wachse der Anteil auch hier langsam (2018: 25,4 Prozent, 2016: 22,2 Prozent). Zudem täusche dies nicht darüber hinweg, dass nur 12,1 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich sind (2018: 10,5 Prozent, 2016: 8,3 Prozent), bei Aufsichtsratsmitgliedern sind es 33,3 Prozent (2018: 31 Prozent, 2016: 27,6 Prozent).
Diversität als Wettbewerbsfaktor für morgen
„Wenn die Unternehmen in diesem Tempo fortfahren, wären Deutschlands Vorstände frühestens 2068 paritätisch besetzt“, konstatiert Lena Kilee, die die Diversity & Inclusion-Aktivitäten von Egon Zehnder in Deutschland verantwortet. „Das können sich Gesellschaft und Wirtschaft nicht leisten.“ Diverse Teams erzielen bessere Ergebnisse, verstehen die Erwartungen sich stark verändernder Zielgruppen und sind innovativer. Nicht nur Investoren bewerten Unternehmen heute auch nach ihrer gelebten Diversität; wer Top-Talente gewinnen und nachhaltig an ein Unternehmem binden möchte, komme ohne ein gelebtes Bekenntnis zu Diversity und Inclusion heute und in Zukunft nicht mehr aus, sagt Kilee.
Hier geht’s zur Studie.