Warum wir Quoten und Verbindlichkeit brauchen

Beim von Beiersdorf präsentierten zweiten Think Tank zum Thema „Gender and Internationality“ standen die künftige Vorstandsquote und Erfolgsmodelle aus Unternehmen im Mittelpunkt.

Ab 2021 gilt in Deutschland eine verbindliche Quote für Frauen in Vorständen. Künftig müssen börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern mindestens einen Vorstandsposten mit einer Frau besetzen.

Mehr als zwei Jahre wurde in der schwarz-roten Koalition um die Vorstandsquote gerungen. Einen Einblick hinter die Kulissen des Berliner Politikbetriebs erhielten die TeilnehmerInnen des zweiten von Beiersdorf präsentierten Think Tanks zum Thema „Gender and Internationality“. Anna Riecken, verantwortliche Referatsleiterin im Bundesfamilienministerium, berichtete über den langen Weg zum Ziel. Ihr Fazit: Diese Verbindlichkeit sei notwendig, um einen echten Kulturwandel in den Unternehmen einzuleiten.

Das Vorgänger-Gesetz setzte auf Freiwilligkeit – und hatte deshalb kaum Effekte. Der Frauenanteil in den Vorständen der betroffenen Unternehmen liegt bei aktuell lediglich 7,6 Prozent. Anders ist dagegen die Lage in den Aufsichtsräten. Hier führte das 2015 verabschiedete Gesetz zu Frauen in Führungspositionen zu einem deutlichen Anstieg, berichteten Riecken und Referentin Ceren Gerig. Dort sei das Ziel, etwa ein Drittel der Positionen mit Frauen zu besetzen, erreicht worden.

Erfolgsmodelle bei Volkswagen, Hewlett Packard Enterprise und Klitschko Ventures

Bei Volkswagen setzt man auf einen datenbasierten Ansatz, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen und an Top-Managern mit internationalem Background zu erhöhen. Bis 2025 solle der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei mehr 20 Prozent liegen und der Internationalisierungsgrad im Top Management sogar bei 25 Prozent, berichtete Elke Heitmüller, Head of Diversity beim Wolfsburger Autokonzern. Dafür werde in allen Teilen des Unternehmens ein systematisches Tracking der Frauenanteile betrieben, um die Ziele zu erreichen. Es zeigt, wie groß das Potenzial an weiblichen Führungskräften in den Bereichen ist – und wie viele Frauen tatsächlich in Führungspositionen landen.

Mit speziellen Förderprogrammen für junge Führungsfrauen hat das IT-Unternehmen Hewlett Packard Enterprise gute Erfahrungen gemacht. In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) habe man damit den Anteil von Frauen, aber auch von Vertretern anderer Diversity-Dimensionen deutlich ausbauen können, sagte Eva Fänger, Inclusion & Diversity-Managerin in der DACH-Region.

Das Female Sponsorship-Programm setzt da an, wo es um den Schritt von der Fach zu einer Führungskarriere geht. Dafür werden ambitionierte Managerinnen mit einflussreichen Executives aus dem eigenen Unternehmen zusammengebracht. Anders als bei herkömmlichen Mentoren-Programmen steht hier die Promotion im Mittelpunkt.

Ziel ist es, die Teilnehmerinnen in den nächsten 12 bis 18 Monaten in eine Führungsposition zu bringen. Ergänzend dazu hat Hewlett Packard Enterprise das Women Connect Programm ins Leben gerufen. Hier tauschen Teilnehmerinnen der letztjährigen Sponsorship-Runde mit neuen Anwärterinnen ihre Erfahrungen aus. Ziel ist es, Frauen, die noch relativ am Anfang ihrer Karriere stehen, für das Female Sponsorship Program fit zu machen.

Externe Förderung – sei es über derartige Programme oder auch über gesetzliche Vorgaben, hält auch Tatjana Kiel für sehr wichtig. Das schaffe überhaupt erst die Voraussetzungen, sagte die CEO des Hamburger Unternehmens Klitschko Ventures in ihrem Impulsreferat. Gleichzeitig müssen aber „auch die Frauen selbst fit für Führungsaufgaben gemacht werden – mental und körperlich“. Helfen könne dabei die in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Box-Weltmeister Wladimir Klitschko entwickelte Methode F.A.C.E. the Challenge. Sie unterstützt Menschen dabei, die dafür nötige Willenskraft, also Umsetzungsenergie zu entwickeln. Sie könne vor allem Frauen helfen, „Herausforderungen anzugehen und Macht anzustreben“, meint Kiel.

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